Menschenskinder

Ein Mesch der Eugen Roth bewundert,
Der wünschte eins von eignen hundert
Gedichten könnte seinen gliechen
Und würde sein Genie erreichen.

Der Mensch, der für sich klar erkennt,
Ihm fehlt entschieden das Talent,
Hofft doch für sich ganz im Geheimen,
Man findet Spaß an seinen Reimen.

ÖPNV in Berlin Offline Auf den Leim gegangen feat. Ephraim Kishon
Expertenrunde Historisch gewachsen Ein Mensch auf Arbeit Expertise

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ÖPNV in Berlin

HelpDesk (7. Mai 2010)

Ein Mensch der Abends kurz nach vier,
Steht an des Busses Einlasstür.
Doch trotz der kleinen Fahrgastmenge
Erfolgt der Zustieg im Gedränge.

Der Mensch, er weiß, hier ist es Sitte,
Zu bleiben in des Busses Mitte,
Man liebt's, am Ausgang zu verharren,
Um diesen leblos anzustarren.

Der Mensch, der dies Verhalten kennt,
Trägt's mit Humor, und deshalb nennt,
Er für sich die sture Herde:
Das Personal von Mittelerde.

Der Mensch erspäht viel Platz, den freien,
In des Busses Hinterreihen,
Und freundlich bittet er mit Blicken,
Man möge leicht beiseite rücken.

Des Menschen Blicke geh'n ins Leere,
Es bleibt bestehen die Barriere.
Der Bus fährt an mit leichtem Ruck,
Der Mensch spürt schon von hinten Druck.

Der Mensch von Arbeit, müd' und matt,
Hat nun die Fans der Mitte satt.
Er ruft zu den vor ihm postierten
Mit lautem Ton, dem enervierten:

Er hoffe, hier bewegt sich keiner,
Denn da hinten läg' schon einer,
Der sei, nachdem er Platz genommen,
Nie wieder aus dem Bus gekommen.

Durch die verduzte starre Masse
Bildet sich nun eine Gasse,
Und rechts wie links von Zorn begleitet,
Der Mensch beherzt nach hinten schreitet.

In den Gesichtern, der schon sitzen,
Sieht der Mensch Verständnis blitzen,
Und manches Grinsen, manches breite,
Er spürt: Die sind auf seiner Seite.

Schlussbemerkung:
Es ist für jeden ein Gewinn,
Stehst du im Leben mittendrin.
Doch bei der Fahrt in einem Bus
Ist es die Quelle von Verdruss.

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Offline

HelpDesk (21. Mai 2010)

Ein Mensch, der Technik wohl versteht
Am Abend gerne online geht.

Wie jetzt, an diesem Monatszweiten
Als er surft im Netz, dem weiten.
Vermittels PIN und Nutzername,
Erlangt er Kontoeinsichtnahme.

Nach Durchsicht der diversen Spalten
Erkennt er, dass er Lohn erhalten.
Und, indem er weiter sucht,
Dass alles restlos abgebucht

Er greift, damit er ihn sortiere,
Den Stapel DIN A4 Papiere
Worin man höflichst und gesittet,
Um möglichst schnelle Zahlung bittet.

Nach vielen Klicks und Tipperei
Ist er in Gänze schuldenfrei
Und sieht von TINs und TANs benommen,
Den neuen Kontostand verschwommen.

Der Mensch, nach Ansicht des Betrages,
War offline für den Rest des Tages.

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Auf den Leim gegangen

HelpDesk (24. Februar 2011)

Ein Mensch, rechtschaffen, unbescholten,
Der Schulden stets hat abgegolten,
Der seine Steuer brav beglichen,
Vom rechten Weg nie abgewichen,

Der sich zudem zu Gute hält,
Dass er noch was auf Anstand hält,
Sieht sich ob seinem Selbverständnis,
Nicht gelobt, doch in Bedrängnis.

Wenn er mit andern diskutiert,
Und dabei etwa postuliert,
Dass dieses oder jenes sei,
Gesetzlich zwar ganz einwandfrei,

Aber andererseits es wäre,
Bezüglich Anstand oder Ehre,
Was eigentlich auch jeder wüsste,
Nicht so gelaufen wie es müsste,

Dann erntet er im besten Fall
Ein müdes Lächeln maximal.
Die Welt sei eben leider schlecht,
Gerechtigkeit sei ungleich Recht.

Die Menschheit will betrogen sein,
Das war so, bleibt so, wird so sein,
Und wer erhebt die Gegenrede,
Der ist nicht ehrlich, sondern böde.

Der Mensch, der Torheit nun bezichtigt,
Zeigt sich nach außen nun beschwichtigt,
Doch denkt bei sich nun im Geheimen:
“Nun gut, dann lasst euch weiter leimen!”

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feat. Ephraim Kishon

HelpDesk (22. Februar 2012)

Ein Mensch im Status leicht beklommen
Dachte, dass genau genommen,
Er dennoch lachend froh sein müsste,
Weil schlussendlich jeder wüsste,

Dass trotz Gejammer und Geflenne,
Es noch schlimmer kommen könne.
So war er froh und lachte immer,
Und - ihr ahnt es - es kam schlimmer!

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Expertenrunde

HelpDesk (10. August 2012)

Ein Mensch von dem zu Recht man fand,
Er hätte großen Sachverstand,
Den lud, zur späten Mittagstunde,
Man ein in die Expertenrunde.

So traf man sich fast abends schon
Zur PowerPoint-Präsentation,
An deren Ende man ihn fragte,
Was der Experte dazu sagte.

Er sprach: Wie ich die Sache seh,
Das Wasser muss von A nach B.
So würde er dafür plädieren
Eine Pumpe zu montieren.

Die wäre noch nicht vorgesehen,
Doch sicher sei dies ein Versehen,
Die Pumpe koste nicht die Welt,
Drum hätt' er diese schon bestellt.

Dazu fehlt ihm die Kompetenz,
Meint nun ein Herr mit Vehemenz,
Denn in den Jahren, die vergangen,
Sei's ohne Pumpe auch gegangen.

Der Mensch, noch froh gesinnt, bemerkt
Einst floss das Wasser umgekehrt,
Da B viel höher liegt als A,
Ging's ohne Pumpe, ist doch klar.

Dies könne man wohl so betrachten,
Doch er muss auf die Kosten achten.
Wo kämen wir sonst hin am Ende?
Fragt unwirsch nun der Vehemente.

Jetzt unversehens in Kritik
Beruft der Mensch sich auf Physik -
Und diese hätte festgestellt,
Dass Masse stets nach unten fällt.

Jedoch kraft Kostenargumenten
Gibt man recht dem Vehementen,
Doch nähm' er, sagt der salbungsvoll,
Des Menschen Rat zu Protokoll.

Ob er denn Chinesisch rede,
Oder sind hier alle blöde?
Will am Ende man beschließen
Das Wasser würd' nach oben fließen?

Fragt der Mensch zutiefst empört,
Doch er wird nicht angehört.
Der Plan wird ausgeführt - Und Schluss!
Und so kommt es, wie es muss:

Das Projekt fährt an die Wand
Und - das liegt ja auf der Hand -
Der Vehemente sich beschwert,
Der Mensch, er hätt's nicht recht erklärt.

Schlussbemerkung:
Der Super-GAU bei jeder Planung
Sind die Schwätzer ohne Ahnung.

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Historisch gewachsen

HelpDesk (21. August 2012)

Ein Mensch, der nicht auf Ruhm erpicht,
Und auch auf Posten eher nicht,
Gleichwohl sich darauf gut versteht,
Wie seine Arbeit vor sich geht,

Bemerkt zum Chef noch unverzagt,
Dass dieses oder jenes hakt.
Und dass er dieses ändern wollte,
Damit es läuft, so wie es sollte.

Es wäre richtig, was er sage,
Meint der Chef, gar keine Frage,
Da müsse man mit ihm nicht streiten,
Doch gäbe es Befindlichkeiten.

Weshalb er um Verständnis bäte,
Wenn in der Sache er nichts täte.
Auch sei er, was er nicht bestreite,
Ganze gerne auf der sichern Seite,

Das wird schon gehen, wär doch gelacht!
Man hat's schon immer so gemacht.
Darum, mein Lieber, keine Faxen -
Das ist historisch so gewachsen!

Der Mensch verdrießlich bei sich denkt:
Was für ein tolles Argument.
Ob das die Menschheit weiter brächte,
Wenn jeder seit jeher so dächte?

Wir würden noch in Höhlen hausen,
In Fellen durch die Wälder sausen,
Ums Lagerfeuer frierend sitzen
Und in Steine Bilder ritzen.

Schlussbemerkung:
Bricht senkrecht ab das Bergplateau,
Ruft nur der Lemming: Weiter so!

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Ein Mensch auf Arbeit

HelpDesk (13. Februar 2013)

Ein Mensch auf Arbeit muss erleben,
Dass von Idioten er umgeben.
Da dies gereicht ihm zum Verdruss,
Fasst er den folgenden Beschluss:

Künftig, anstatt sich grämen,
Ist alles mit Humor zu nehmen.
Wie es Herr Möbius einst erdacht -
Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

Darauf, nun weniger verdrießt,
Er grinsend manchen Mumpitz liest.
Zuweilen sich ins Fäustchen lacht,
Was mancher zu Papier gebracht.

Selbst wenn er sagt: “So wird's nicht gehen.”
Man widerspricht: “Du wirst schon sehen!”
Im Nachhinein nur murkst und pfuscht,
Ein Lächeln übers Antlitz huscht.

Kann schließlich kaum noch an sich halten,
Wenn ignorante Lichtgestalten
Aus allerhöchsten Führungskadern
Den größten Quatsch dahersalbadern.

Der Mensch, nun köstlich amüsiert,
Sein altes Urteil revidiert,
Als neues scheint ihm nun geboten:
Es sind alles Vollidioten!

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Expertise

HelpDesk (9. Oktober 2013)

Ein Mensch, den man Experte nennt,
Der erfahren, kompetent,
Den Bericht, um den man bat,
In kurzer Zeit geliefert hat,

Den bittet man nach Kenntnisnahme,
Um neuerliche Stellungnahme.
Denn dies und das, so wird moniert,
Wär' nicht ganz glücklich formuliert,

Auch angesichts geleerter Kassen,
Könnt man's so nicht stehen lassen.
Zwar wär die Meinung lesenswert
Doch einiges sei wohl verkehrt.

Der Mensch, sonst duldsam für gewöhnlich,
Der zeigt sich diesmal unversöhnlich.
Er würd's nicht meinen, sondern wissen,
Drum hätte er's so schreiben müssen.

Denn im Bericht da ständen Fakten,
Und an der Wahrheit, an der nackten,
Käm' man eben nicht vorbei,
Denn eins und eins sei nun mal zwei.

Man konzediert, er habe recht,
Doch der Bericht sei trotzdem schlecht.
Denn auch, wenn alles stimmen sollt,
Politisch sei das nicht gewollt.

Der Mensch schlussendlich resigniert
Und wie gewünscht wird korrigiert.
Obschon erlogen und erstunken
Wird der Bericht nun durchgewunken.

Darum gilt für Expertise
Dass man mit Vorsicht sie genieße,
Da oft, bevor man sie verteilt,
Gehorsam ihr vorausgeeilt.

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